Die Geschichte

Mein Lächeln verschwand und ich sah sie ernst an. "Ja.", hauchte ich leise. "Ich bins." Die Ärzte schoben mich herein, neben ihr Bett und gingen wieder. Es war mir egal, dass ihre Freundin und Stan noch hier waren, es war mir alles egal, sie lebte, sie war hier, wir waren wieder vereint... Ich beugte mich zu ihr hinüber und nahm zögernd ihre Hand. "Jetzt wird alles gut..."

Mein Herz schlug mir bis in den Hals, wieder schossen mir Tränen hoch, doch es waren Freudentränen. "Ich..ich..ich dachte du bist.." stotterte ich bis er meine Hand nahm. Träumte ich das jetzt nur? Aber es fühlte sich so real an, ich richtete mich ein Stück auf. Trixi schob mein Bett 'unabsichtlich' etwas näher an seines. Mein Dad schmunzelte nur und deutete ihr das es wohl besser wäre einstweilen zu gehen. Davon bekam ich nichts mehr mit, wieder sah ich nur Chris. Er war hier...

Nichts konnte uns jetzt noch auseinanderbringen. Tom war tot, seine Freunde dachten, dass sie es wäre. Alles würde gut werden... alles. Endlich konnten wir glücklich sein! "Shh..." Ich legte vorsichtig meinen Finger auf ihre Lippen, als die Tür sich hinter den beiden schloss, und nahm ihn wieder weg, um an seiner Stelle meine Lippen auf ihre zulegen. Ganz vorsichtig küsste ich sie, dann etwas zärtlicher und gewagter. Ich schlang die Arme um sie und drückte sie fest zu mir heran. Nie wieder würde ich sie loslassen...

Mein Blick hing an ihm und die Stelle wo zuerst sein Finger lag, begann regelrecht zu brickeln. Seine Lippen waren so zart, wie ein Stück Samt. Ich schloss meine Augen und erwiederte seinen Kuss, jedoch zog es mich einen Moment leise stöhnend zusammen als er mich an sich zog. Dennoch ignorierte ich den Schmerz sofort wieder und fand mich schließlicch auf seinem Bett in seinen Armen wieder. "Chris?..." unterbrach ich einen Moment und sah ihn an "...Bitte versprich mir, egal was passiert,... das du dich niemals aus dem Leben schießt... okay?" gab ich leise von mir und sah ihn bittend an.

Mein eben noch so sanftes Lächeln verschwand schlagartig und mein Mund formte sich zu einer schmalen Linie. Ich presste die Lippen aufeinander, so dass jede Farbe aus ihnen wich und mein Kiefer spannte sich an. Stumm starrte ich die Wand vor mir an und merkte, wie bereits mein ganzer Körper unter Spannung stand. Ganz langsam schüttelte ich den Kopf. "Das kann ich dir nicht versprechen..."

Leise seufzte ich auf, ich hatte befürchtet das er immer noch der gleiche Sturkopf wie damals ist. Mein Blick fiel einen Moment nach unten, ehe ich ihn wieder ansah. "Chris.. Bitte.. versprich es mir..." gab ich nochmals leise von mir. "...Ich werd dich nicht alleine lassen doch..." ich stockte einen Moment "...versprichs mir einfach!"

Ich sah sie verstört an. Nein, Nein, Nein! Wenn... wenn ihr etwas passiert, dann kann ich nicht weiterleben. Mein Leben hätte keinen Sinn mehr! Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie stirbt und ich dazu verdammt werden würde, weiter zu leben. Das war die reinste Folter... Nein, Nein, Nein! Es ging einfach nciht! Wenn ich es jetzt versprechen würde, könnte ich es nicht einhalten! Ich spürte, wie mein Herz anfing zu rasen, doch ich schüttelte abermals bloß den Kopf.

Wieder schloss ich meine Augen für einen Moment, ja ich wusste was es hies soetwas von ihm zu verlangen. Doch der heutige Tag zeigte mir wie schnell es gehen könnte, einen Menschen nie mehr in die Arme schließen zu können. Warum verstand er meinen Wunsch nicht, ich liebte ihn, doch würde ich auch das selbe tun? Ich schluckte ehe ich mich zurück in mein Bett rollte. Würde ich mein Leben aufgeben? Verdammt! Ich wusste es nicht!

Ich schluckte hart, als sie sich von mir löste und der Abstand war regelrecht schmerzhaft, doch ich konnte es einfach nicht versprechen, es ging einfach nicht... Ich setzte mich auf und vergrub das Gesicht in den Händ, während mein Körper langsam zu beben anfing.

Er hatte nicht eine einzige Sekunde darüber nachdenken müssen, um mir eine Antwort zu geben und ich? War ich wirklich so kalt geworden in den letzten Jahren? Früher wäre ich in den Abgrund gesprungen, nur um bei ihm zu sein, doch jetzt? Ich fing wieder an zu zweifeln, verdammt was war blos los mit mir? Er hatte es nicht verdient an einem Eisbrocken zu zerschellen, doch warum war ich der plötzlich? So kannte ich mich selbst nicht, noch nie hatte ich so viele selbstzweifel und so eine Gefühlskälte wie gerade eben. Plötzlich klopfte es an die Tür und zwei mir Fremde Leute betraten den Raum. Sie waren einwenig älter als meine Eltern und irgendwie kamen sie mir bekannt vor wobei sie mir andererseits total fremd waren.

Ich hob den Blick, als die Tür aufging und Mels Eltern dort standen. Ich schluckte hart. Gabby wusste ja nichts von... ihrem... Herz, was früher der Tochter dieser Leute gehört hatte. Was... was sollte ich jetzt sagen? Unsicher blickte ich zu Gabby, ehe ich die beiden begrüßte. "Hallo." Ich konnte mir gerade noch so ein Lächeln abringen. Hoffentlich.... würden sie Mel nicht erwähnen... Es war ihre Tochter! Natürlich würden sie sie erwähnen! Doch... wie würde Gabby reagieren?...

Irritiert sah ich die beiden an. Hatten sie sich in der Tür geirrt oder wollten sie zu Chris? Als er sie grüßte ging ich davon aus, doch aus welchem Grund sahn sie mich so komisch an? "Guten Tag..." gab ich leise von mir, als sie näher an mein Bett heran traten. Ich senkte einwenig meinen Blick als sie mich beinahe anstarrten und sah einen Moment fragend zu Chris. Plötzlich strich mir die Frau über meine Wange, was mich unwillkürlich zusammen zucken lies und ich sie erschrocken anstarrte. "Tu..tut mir leid.. es..es ist nur so du siehst ihr so verdammt ähnlich... sie fehlt mir doch so" fiel sie mir plötzlich weinend um den Hals. Ich schluckte nur und sah verwirrt zur Tür wo mein Dad mittlerweile stand.

Ich sah unsicher zu Stan. Was machen wir denn jetzt?! Ich wich Gabbys Blick aus. Nein... wie sollte ich ihr sagen, dass in ihr das Herz eines toten Mädchen schlug? Ich setzte mich auf und schwing die Beine hinunter, sodass sie hinunterhingen. "Sie... sie weiß nichts... davon...", hauchte ich leise und starrte zu Boden, während mich ihre Blicke durchbohrten.

Die beiden wichen sofort ein Stück zurück, obwohl Chris es ziemlich leise sagte, verstand auch ich das was er sagte. Doch was hatte das alles zu bedeuten? Meine Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen wärend ich fragend zwischen den vieren hin und her sah. Keiner sagte auch nur einen Ton. "Dad was hat das zu bedeuten?... Chris?... Was ist hier los?" gab ich verwirrt von mir.

Ich fuhr mir zerstreut durch die Haare, ehe ich an ihr vorbei aus dem Fenster starrte. Ich konnte ihr einfach nicht in die Augen sehen. "Damals...", begann ich leise. "Als du gedacht hättest, du wärst 8 Jahre alt... davor musstest du operiert werden..." Ich schluckte hart. Wie würde sie es aufnehmen? "Du brauchtest ein neues Herz..." Ich atmete tief durch. "In deinem Körper schlägt das Herz ihrer Tochter..."

"Acht Jahre?" wiederholte ich leise. Wann dachte ich das ich acht Jahre wäre? Mein Atem stockte als ich hörte dass ich operiert wurde und mein Blick fiel fragend zu meinem Dad, der jedoch nur stumm nickte. Wieder spürte ich wie mir Tränen in die Augen stiegen, warum sagte mir keiner etwas davon? Schluckend sah ich nach unten auf meine Hände und dachte einen Moment nach. Aber wenn ich ein neues Herz hatte, müsste ich doch auch... Ich zog mein T-Shirt einwenig nach vorne... Tatsächlich ich hatte eine Narbe. In mir schlug ein fremdes Herz!

Ich kämpfte innerlich mit den Tränen. Diese Erinnerungen... sie machten mich fertig... Ich fuhr mir wieder durch die Haare. "Ja... du... du warst ins Koma gefallen... und musstest schnellstens operiert werden... und nachdem du wieder aufgewacht warst... dachtest du, dass du acht Jahre alt wärst..." Meine Stimme war nur noch ein leises Flüstern und ich spürte, wie die alten Wunden wieder aufrissen. So viel hatte sie durchgemacht, und sie wusste es nicht einmal...

In mir krampfte sich plötzlich alles zusammen, ich griff mir mit beiden Händen an den Kopf, hielt erneut den Atem an und schloss meine Augen. Nein...nein..nein das konnte nicht passiert sein, ich Träume das hier alles nur und wenn ich wieder meine Augen, öffne bin ich wieder.. Ja wer bin ich dann? Alles wurde plötzlich so wirr, wer warn sie, Chris, mein Dad und die anderen Beiden? Und vor allem... Wer war ich? Es wurde mir alles zuviel, leise fing ich zu schluzen an... Es war alles ein Traum... ein realer Alptraum!

Ganz langsam stand ich auf, um die 2 Meter zu ihr zu humpeln. Alles tat weh, doch es war mir egal. "Entschuldigen sie bitte...", sagte ich leise zu Mels Eltern, und sie gingen mit Stan nach draußen. Obwohl ich mich kaum bewegen konnte, ohne dass ich mir ein Schmerzenschrei verbot, streckte ich die zittrigen Arme nach ihr aus und legte sie um sie.

Ein innerlicher konflikt fing an in mir auf zu keimen, als mich Chris in den Arm nahm. Einerseits war es genau das was ich gerade im Moment so sehr brauchte, doch andererseits schrie etwas in mir auf, was ich in der Form so noch nie hatte. Ich wollte allein sein, seine nähe fühlte sich plötzich so einengend an und ich wollte nicht das sie uns sehen. Das ausser uns niemand mehr im Zimmer war, hatte ich nicht bemerkt. Doch es fühlte sich alles nur noch eigenartig an. Schließlich tat ich etwas was ich noch nie getan hatte, ich drückte mich einwenig von ihm weg.

Es traf mich hart, als sie sich wegdrückte. So hart, dass ich nach Luft schnappen musste, da es sich anfühlte, als würde mir jemand in den Bauch schlagen. Stumm blickte ich zu Boden, ehe die Verzweiflung mich wieder übermannen versuchte. Schnell ließ ich sie los. Sie wollte nicht, dass ich bei ihr war. Sie gab mir die Schuld... Langsam stand ich auf und humpelte ohne ein Wort zu sagen mit verschwommenen Augen auf den Gang.

Verwundert sah mein Dad zu Chris, als der plötzlich aus dem Zimmer kam. Auch Mels Eltern sahn ihn an. Da sie mich nicht kannten wie ich früher war und zwar das komplette gegenteil von Mel, fingen sie an mich mit ihr zu vergleichen. Mel hatte damals jemanden der sie genau so liebte wie Chris mich, jedoch wollte sie seine Liebe nicht erwiedern lies sich dennoch immer wieder auf ihn ein und machte ihm hoffnungen. Doch sie hat ihm immer wieder das Herz gebrochen, bis er sich schließlich das Leben nahm... Erst als Chris aus dem Zimmer war, realisierte ich was gerade eben passiert war. Mein Blick fiel Tränenblind nach unten, das gerade eben war nicht ich, ich war kein kaltes Monster und ich wollte Chris nicht verletzen... doch warum tat ich es?...

Stumm lief ich an Mels Eltern und Stan vorbei, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Ich liebe sie... ich liebe sie sehr. Genau deswegen tat es so weh, nach all dem, was wir durchgemacht hatten, von ihr so abgewiesen zu werden... Ich spürte, wie die Tränen mir in die Augen stiegen, doch ich humpelte unbeirrt weiter. Sie wollte mich nicht, also warum sollte ich sie belästigen und zurück gehen?...

Von einen auf den anderen Moment saß ich wie erstarrt in dem weißen Krankenhaus Bett, so als liese mich alles kalt. Die Tränen die mir zuvor noch über die Wangen geronnen sind, waren bereits vertrocknet. Es war still, beinahe toten still. Ich starrte schweigend auf die Chromstange am Fußende des Bettes. Obwohl das Zimmer durch die Sonne hell beleuchtet und ziemlich groß war, kam ich mir vor als würde ich in einer winzigen kleinen, schwarzen Kammer sitzen, die immer enger wurde. Irgendwann schloss ich meine Augen und fing ich an meinen eigenen Herzschlag zu hören, er dröhnte mir regelrecht in meinen Ohren. "Mach weiter so Gabby... So wirst du ihn am schnellsten los... Sie müssen nur denken das du das Opfer bist!" Von einer auf die andere Sekunde riss ich meine Augen wieder auf. "W..wer hat das gesagt?" gab ich beinahe panisch von mir, als ich mich umsah aber niemand im Raum war, doch ich bekam keine Antwort nur etwas was sich anhörte wie eine Art immer leiser werdendes lachen. Mit einem lauten krach ging plötzlich die Tür auf und eine Krankenschwester stand im Raum. "Ess... gehts dir nicht gut? du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen!" Ich sah sie nur mit großen Augen an, brachte jedoch keinen Ton sondern nur ein leises schlucken hervor. Was war das gerade eben? Fing ich jetzt an durch zu drehen? Was war nur los mit mir?

Schließlich kam ich hinunter in den Garten und mein Körper überzog sich sofort mit einer zarten Gänsehaut. Statt nur eines T-shirts und einer kurzen Hose hätte ich lieber eine Jacke mitnehmen sollen.... Egal. Langsam ließ ich mich auf eine Bank fallen und starrte stumm ins Nichts. Ja, ich hätte es ihr sagen müssen, ich weiß. Aber... war ihr Verhalten deswegen berechtigt?... Wahrscheinlich.